TheoTag 15/16
Der TheoTag, der am 23. Februar an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen für Maturantinnen und Maturanten durchgeführt wurde, ist ein Berufs-Info-Tag, der die Vielfalt der Berufungen und Berufe in der Kirche aufzeigt, Orientierung bietet und verschiedenen Berufszweigen ein Gesicht gibt.
Zwischen Vorträgen und Gesprächsmöglichkeiten konnten die rund 200 Maturantinnen und Maturanten beim TheoTag auswählen. Alles durfte dabei gefragt werden – und vieles wurde tatsächlich auch sehr kritisch hinterfragt.
„Faszination Tod“ war das Thema, zu dem Renate Torggler, die seit 23 Jahren in der Krankenhausseelsorge tätig ist, referierte. Wie sehr dieses Thema interessiert, bezeugte die Tatsache, dass bei ihrem ersten Vortrag rund 80 Maturantinnen und Maturanten ihren Ausführungen lauschten. Wie Renate Torggler berichtete, war es der damalige Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule von Brixen, Karl Golser, der sie auf diesen Berufszweig aufmerksam gemacht hatte – „und heute merke ich, dass ich an dem Platz bin, wo ich gebraucht werde, wo ich meine Talente und Fähigkeiten zum Wohl der anderen einsetzen kann“, so Torggler.
Die Krankenhausseelsorgerin wies aber auch drauf hin, dass die Kompetenz im Umgang mit dem Tod mehr und mehr abhandenkommt, gleichzeitig Hilflosigkeit und Überforderung im Umgang mit dem Tod wachsen. „Der Tod ist im Krankenhaus mein täglicher Begleiter, da er allgegenwärtig ist“, so Torggler, die zu bedenken gab, dass für viele der Tod als Feind betrachtet wird. „Wenn wir den Tod zum Tabuthema machen, wenn er abgeschoben wird, dann ist das eine große Verarmung, denn der Tod ist Teil des Lebens“, so Torggler. „Hüter der Schöpfung – Hüter der Zukunft“ war das Thema, zu dem Professor Paolo Renner referierte. Er verstand es, in seiner jugendgerechten Sprache aufzuzeigen, dass die ökologische Frage kein Optional, sondern eine zentrale Frage ist und zeigte auf, wie jeder im Alltag durch einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Schöpfung zum Wohl aller beitragen kann. „Auch wenn das, was Professor Renner als ökologische Bekehrung bezeichnet hatte, bei uns im Alltag noch nicht angekommen sein mag, so hat er uns doch zum Nachdenken im Umgang mit ganz banalen Sachen gebracht – im Umgang mit dem Auto, mit dem Wasser, dem Aufzug, der Plastikflasche – alles ganz einfache und banale Dinge, die aber doch Auswirkungen haben“, so ein Maturant aus dem Eisacktal.
Auch Bischof Ivo Muser stand als Gesprächspartner bereit und hat bei den Fragen der Maturantinnen und Maturanten tief in sein Inneres blicken lassen – auf sehr persönliche Art und Weise hat er viel Privates erzählt, hat von seinem Berufungsweg berichtet, hat zahlreiche Glaubens- und Lebenserfahrungen in seine Antworten einfließen lassen.
Leonhard Voltmer ist in seinen Ausführungen auf Migration und die Flüchtlingskrise zu sprechen gekommen. „Die globale Migration und die Flüchtlinge werden unsere Gesellschaft stark verändern“, so Voltmer, der es verstand, die Maturanten von ihren eigenen Erfahrungen im Umgang mit Migranten und Flüchtlingen erzählen zu lassen. „Für mich war es beeindruckend, als ich erfahren hatte, warum manche ihre Heimat verlassen mussten“, so ein Maturant aus Sterzing, der hinzufügte: „Es ist mir wichtig, dass wir den Flüchtlingen offen begegnen und ich wünsche mir, dass sie es schaffen, im Laufe der Zeit eine Familie zu gründen, Arbeit zu finden und sich so eine neue Existenz aufbauen können. Aber das hängt wesentlich auch davon ab, ob wir ihnen die Möglichkeiten dazu geben.“
Petra Priller, die seit 16 Jahren bei der Caritas arbeitet, die Schuldnerberatung aufgebaut und diese auch geleitet hat, informierte in ihren Ausführungen über den rechten Umgang mit dem Geld und zeigte auf, dass es darauf ankomme, den Wert des Geldes richtig zu erkennen. Gleichzeitig informierte sie u.a. über Schuldenfallen, über Gefahren, die mit Ratenzahlungen verbunden sein können, auch über mögliche Folgen von Überschuldung.
„Religionen: Gewaltpotential oder Beitrag zum Frieden?“ war die Frage, der Professor P. Martin Lintner in seinem Vortrag nachgegangen ist. Gerade diese Auseinandersetzung führte zu einer sehr offenen und lebendigen Diskussion mit vielen kritischen Fragen, die der Moraltheologe in beeindruckender Weise aufzugreifen wusste.
Ein weiteres Angebot war jenes der Theologiestudentinnen und Theologiestudenten, die über das Studium der Philosophie und der Theologie an der Hochschule in Brixen informierten, während der Spiritual des Priesterseminars, P. Erwin Komma, gemeinsam mit Regens Michele Tomasi und einigen Seminaristen über das Thema „Priester werden – Priester sein“ informierten. „Es sind durchaus viele Fragen beantwortet worden, aber viele neue Fragen sind in meinem Kopf und in meinem Herzen bei diesem TheoTag aufgekommen“, so eine Maturantin aus Bruneck.
„www.welt weit wirken“ lautete die Begegnungsmöglichkeit mit Wolfgang Penn vom Missionsamt, sowie mit Julia Moser und Helene Reichert. Sie erzählten u.a. von ihren Kurzeinsätzen in der Freiwilligenarbeit. „Es geht nicht darum, irgendwohin zu gehen, um dort den armen Leuten zu helfen – vielmehr geht es um ein gegenseitiges Kennenlernen, wobei man selbst am meisten von diesen Begegnungen und Erfahrungen profitiert“, so Julia Moser, die einige Monate in Huaraz in Peru war. „Gleichzeitig wird der Umgang mit Menschen, die zu uns nach Europa kommen, ein anderer, wenn man selbst einmal die Erfahrung von Fremde gemacht hat“, gab Helene Reichert zu bedenken.
„Ein Land – zu viele Religionen?“ war die Frage, der der Diözesanbeauftragte für die Ökumene und den interreligiösen Dialog, Mario Gretter, gemeinsam mit dem Jugendreferenten Giorgio Nessler nachgegangen ist.
Besonders groß war die Menschentraube bei Gefangenenseelsorger Robert Anhof. „Es geht in dieser meiner Aufgabe darum, Anwalt des Menschen zu sein; denn der Gefangene darf nicht mit seiner Straftat identifiziert werden“, so Anhof, der den Kern seiner Aufgabe darin sieht, den Gefangenen zuzuhören, für sie da zu sein.
Mit der Aussage „Das Leben in einem Kloster war nie so interessant wie in unserer Zeit“, machten Sr. Reinhilde Oberparleiter und der Augustiner Chorherr Karl Blasbichler auf ihr Angebot „Der Weg zu Gott – gemeinsam in einem Kloster“ aufmerksam. Sie informierten über das Gemeinschaftsleben im Kloster, über den geregelten Tagesablauf, der durch die Gebetszeiten gekennzeichnet und getragen ist, von der Bedeutung und dem Sinn des Ordenskleides und vieles mehr. „Hätte gar nicht gedacht, dass man in einem Kloster so viele Freiräume hat und dass es dort auch so lustig und humorvoll zugehen kann“, so eine Maturantin nach dem Gespräch mit den Ordensleuten.
Erfreulich war auch die Tatsache, dass gar manche den Weg in die Seminarkapelle gefunden haben, der als Ort der Stille eine gute Möglichkeit zum Verweilen bot.